Jeden September begeben sich die im Gebiet der Großen Seen in Kanada beheimateten Monarchfalter auf eine unvorstellbar weite Reise nach Mexiko. Gleich einer riesigen flammenden Wolke landen sie – eine Art Feuerfalter – auf den Bäumen der Vulkanberge der Sierra Nevada, um dort zu überwintern. Im Frühling fliegen sie zurück, Richtung Kanada. Die Wälder der Vulkanberge aber werden illegal abgeholzt und berauben die Monarchen ihrer Dormanz, ihres Schlafs. Pestizide und Industrie vernichten sie, entfremden sie ihrem inneren, vertrauten Kompass. Immer weniger erreichen die Bäume Mexikos. Das altgriechische Wort Psyche heißt Atem, Lebendigkeit, Seele, Schmetterling… Die Einheimischen Mexikos begrüßen und feiern die Ankunft der Monarchen mit dem Dia de Muertos (Tag der Toten) als Wiederkunft der Seelen ihrer verstorbenen Verwandten. In der Literatur steht der Schmetterling u.a. für Leben und Vergänglichkeit, für Verwandlung oder für den Boten einer Anderswelt. Die kanadische Poetin Anne Carson berichtet in ihrem Essay Every Exit is an Entrance von einem Traum: Sie streift durch die Zimmer ihres Hauses, „ es war ganz das alte. Ich kannte es gut, alles war an seinem Platz. Und doch war es unverkennbar und von Grund auf anders. Unter seiner ganz normalen äußeren Erscheinung war das Wohnzimmer verändert, als sei es wahnsinnig geworden. In der den Essay zusammenfassenden Ode to Sleep wird der Schmetterling entfremdet zu einem „[…] pale green upsilon embalmed between butter and fly -“