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Instrumentalkonzerte

Notturno estinguendo „Ae fareweel, alas!“

für Viola, Klavier und Ensemble (2012/13)

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Entstehungszeit:

January 2013

Composer(s)

Norbert Sterk

Auftraggeber / Sponsor:

Roland Freisitzer

ensemble reconsil

Am 16. Juni erklingt die UA von Notturno estinguendo „Ae farewell, alas!“ für Viola, Klavier und Ensemble im Rahmen der 100-Jahr-Feiern des ÖKB mit dem Ensemble Reconsil im ASC. Was war für dich der Ansatz bei diesem Stück? Was erwartet uns?

Norbert Sterk: Es gibt eine kurze und vollkommen anders instrumentierte Frühfassung dieses Stücks, die 2009 im Auftrag des Moskauer Centre for Contemporary Music entstand. Es sollte ein Stück werden, das sich in irgendeiner Weise auf Josef Haydn bezieht. Ein paar Jahre zuvor habe ich Haydn sozusagen für mich entdeckt und mich intensiv mit ihm und seiner Musik beschäftigt. Ich wollte mich ihm kreativ, kompositorisch nähern, meiner Faszination Ausdruck verleihen, und deswegen habe ich diesen Auftrag dankbar angenommen.

Meiner Meinung nach ist mir dieses Stück aber nicht gelungen. Ich habe bald bemerkt, die Musik atmet nicht richtig, die Gedanken haben nicht den notwendigen Raum zur Entfaltung. Als mich Roland Freisitzer einlud, anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Ensemble Reconsil ein „Doppelkonzert“ zu schreiben, entschied ich, wieder auf diesen frühen Entwurf zurückzugreifen, ihn neu zu komponieren: den Strukturen die notwendige Zeit zum Klingen zu gönnen und einige Gedanken klarer zu formulieren. Ich hoffe, mir ist das diesmal gelungen.

Die Idee ist die gleiche geblieben: ein komponiertes Nachdenken über den alternden Haydn, der laut seinem Biographen Griesinger geklagt hätte: „[…] Ich habe an dem Klavier zuweilen noch gute Ideen, aber ich möchte weinen, weil ich nicht imstande bin, sie nur zu wiederholen oder aufzuschreiben.“ – Er muss sehr gelitten haben. Er hat Visitenkarten drucken lassen – das also mutig öffentlich gemacht – mit der Aufschrift „Hin ist alle meine Kraft, / Alt und schwach bin ich“.

Diese Szene der nachlassenden Kraft Haydns spielt sich ab vor dem Hintergrund von Euridices Abschiedsarie aus seiner letzten Oper „L’ anima del filosofo“, für mich eine auskomponierte Musik des Verlöschens … Mein  Notturno  ist ein vielfach gebrochener Spiegel dieser Abschiedsmusik. Haydn bzw. seine Musik betrachtet sich oder besser: wird reflektiert durch diesen alten, eingetrübten Spiegel. So ähnlich könnte das gedeutet werden. Was ich hier sage ist lediglich meine eigene Interpretation, andere werden unterschiedliche Assoziationen dazu haben. Meine Quellen waren jedenfalls genannter biographischer Aspekt und verschiedene Werke Haydns, die ich besonders liebe vor dem Hintergrund dieser Abschiedsmusik … (aus einem mica - Interview, geführt von Christian Heindl, am 3. Juni 2013)

 

Uraufführung des 1. Teils als notturno estinguendo fragmente: Julia Purgina (Viola), Kaori Nishii (Klavier), ensemble reconsil wien/ Roland Freisitzer, Mai 2012, ASC Wien

Uraufführung des gesamten Stücks: Julia Purgina (Viola), Kaori Nishii (Klavier),

ensemble reconsil wien/ Roland Freisitzer,

100 Jahre Österr. Komponistenbund, 16. Juni 2013, ASC